Wie hat sich Covid-19 auf die Schulbildung in der Tschechischen Republik ausgewirkt?
Die Maßnahmen der Tschechischen Regierung im Zusammenhang mit der Corona Pandemie hat Kinder und Jugendliche sehr hart getroffen. Die Schulschließungen in der Tschechischen Republikgehören zu den längsten der Welt. Kinder und Jugendliche konnten monatelang nicht an Freizeitaktivitäten teilnehmen oder Zeit mit ihren Freunden verbringen. Die negativen Auswirkungen ihrer langfristigen Isolation zeigen sich nicht nur im Bereich der Bildung, sondern auch deutlich im Bereich der psychischen Gesundheit und des allgemeinen Wohlbefindens.
Die Pandemie hat die Kluft zwischen Schülern mit unterschiedlichem sozialem Hintergrund vergrößert. Das sozioökonomische Umfeld der Familie des Kindes und die Vertiefung der bereits großen Ungleichheiten im Bildungsbereich spielen eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden des Kindes während einer Pandemie. Die Lehrpersonen haben außergewöhnliche Fähigkeit bewiesen, mit einer sich ständig verändernden Situation fertig zu werden. Es stellte sich heraus, dass der entscheidende Faktor bei der Reaktion auf die Pandemie nicht so sehr der Grad der digitalen Kompetenz der Lehrkräfte war, sondern die Bereitschaft, innerhalb des Schulteams zu kommunizieren und zu handeln.
Wie vertraut waren tschechische Schulen vor Covid-19 mit der Nutzung der digitaler Medien im Unterricht?
Die Ergebnisse der Internationalen Lehr- und Lernumfrage (TALIS) 2018 vor der Krise zeigen, dass im Durchschnitt der teilnehmenden OECD-Länder nur etwas mehr als die Hälfte der Lehrkräfte der Sekundarstufe I (53 %) angaben, dass sie IKT "häufig" oder "immer" für Projekte oder Klassenarbeiten lassen. In der Tschechischen Republik war dies nur bei 35 % der Lehrkräfte der Fall, was unter dem Durchschnitt der an TALIS teilnehmenden OECD-Länder liegt.
In der Tschechischen Republik gaben 45 % der Lehrkräfte an, dass der Einsatz von IKT im Unterricht Teil ihrer formalen Aus- oder Weiterbildung war, was unter dem Durchschnitt der an TALIS teilnehmenden OECD-Länder liegt (56 %). Zum Zeitpunkt der Umfrage waren 63 % der Lehrkräfte in der Tschechischen Republik der Meinung, dass der Einsatz digitaler Technologien (z. B. Computer, Tablets, Smartboards) den Unterricht "ziemlich" oder "sehr" unterstützen könnten, was unter dem Durchschnitt der an TALIS teilnehmenden OECD-Länder (67 %) liegt.
Wie gut waren die Lehrpersonen darauf vorbereitet, digitale Lernmethoden einzusetzen?
41 % der befragten Lehrkräfte der Tschechischen Republik gaben an, dass sie im Rahmen von beruflicher Weiterbildung ihre IKT-Kenntnisse für den Unterricht gestärkt haben, was unter dem Durchschnitt der OECD-Länder in TALIS (60 %) liegt. Gleichzeitig gaben 13 % der tschechischen Lehrkräfte an, dass sie persönlich einen hohen Bedarf an Entwicklung von IKT-Fertigkeiten für den Unterricht haben, was unter dem Durchschnitt der OECD-TALIS-Länder (18 %) liegt. Diese Ergebnisse aus der Zeit vor der Krise deuten darauf hin, dass der Übergang zum Fernunterricht und zum digitalen Lernen für eine Reihe von Lehrkräften eine Herausforderung gewesen sein könnte.
24 % der Schulleiter gaben an, dass der Mangel an oder die Unzulänglichkeit von digitaler Technologie für den Unterricht die Fähigkeit der Schule, qualitativ hochwertigen Unterricht zu erteilen, "ziemlich" oder "sehr" behindert, was sich statistisch nicht signifikant vom Durchschnitt der anderen an TALIS teilnehmenden OECD-Länder (25 %) unterscheidet. Ein unzureichender Internetzugang wurde von 7 % der Direktionen als Problem genannt, was unter dem Durchschnitt der an TALIS teilnehmenden OECD-Länder liegt (19 %).
Welche Hindernisse gab es für die Schülerinnen und Schüler?
Was ist bekannt über die Rahmenbedingungen, die Schülerinnen und Schüler für das "Homeschooling" zur Verfügung standen?
Der Umstieg von analogem Unterrichten kann mit der Nutzung von Online-Lernplattformen und anderen Maßnahmen einigermaßen kompensiert werden, jedoch ist der Zugang zu den erforderlichen digitalen Endgeräten nicht gleichmäßig über die Bevölkerung verteilt. Insbesondere Schülerinnen und Schüler aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen, die nicht über die Mittel für den Zugang zu diesen Geräten verfügen, könnten damit aus diesem Grund von den Schulschließungen stärker betroffen sein, wodurch sich die Ungleichheiten beim Lernen erhöhen.
Eine Voraussetzung für jede Art von Online-Lernaktivität ist, dass die Schüler Zugang zu einem Computer haben. Nach den vor der Krise erhobenen Daten von PISA 2018 war diese Voraussetzung vor dem Ausbruch der Pandemie nicht bei allen Schülern gegeben. In der Tschechischen Republik gaben 95 % der Schülerinnen und Schüler an, einen Computer zu haben, den sie für Schularbeiten nutzen können, was über dem OECD-Durchschnitt (89 %) liegt. Im untersten Quartil der sozioökonomischen Verteilung gaben 87 % der Schülerinnen und Schüler an, über einen Computer zu verfügen, den sie für Schularbeiten nutzen können, was ebenfalls über dem OECD-Durchschnitt (78 %) liegt. Allerdings könnte sich der Zugang zum heimischen Computer in den Fällen, in denen er mit anderen Haushaltsmitgliedern geteilt werden musste, durch die Krise verschlechtert haben.
Wie gut der Heimunterricht funktioniert, hängt nicht nur vom Zugang zur Technologie ab, sondern auch davon, ob zu Hause ein geeigneter physischer Raum zum Lernen vorhanden ist. In der Tschechischen Republik gaben 90 % der Schülerinnen und Schüler an, zu Hause einen ruhigen Platz zum Lernen zu haben, was sich statistisch nicht wesentlich vom OECD-Durchschnitt (91 %) unterscheidet. Bei den Schülern aus dem untersten Quartil der sozioökonomischen Verteilung lag dieser Prozentsatz bei 83 %, was sich ebenfalls nicht wesentlich vom OECD-Durchschnitt (85 %) unterscheidet. Ähnlich wie der Zugang zu Computern könnte sich auch der Zugang zu einem ruhigen Platz zum Lernen während der Krise verschlechtert haben, da die Eltern Telearbeit und auch die Geschwister im Homeschooling waren.
Quellen:
- School Education During Covid 19 Were Teachers and Students Ready? OECD TALIS 2018 Database. https://www.oecd.org/education/Slovenia-coronavirus-education-country-note.pdf